Es ist Anfang November 2018 (also heute vor 4 Jahren)
Wir haben uns entschieden, nun doch schon früher als geplant, einen Galgo zu adoptieren. Die Zustände in Spanien sind gerade katastrophal und viele Auffangstationen mussten ihre Tore schliessen, weil sie einfach komplett überfüllt sind.
Mitte November 2018
Ich habe auf der Homepage einer Organisation mal ein paar Galgos rausgesucht, die mir gefallen. Anforderungen an das neue Familienmitglied haben wir nicht viele:
- es sollte eine Hündin sein, da Mojito und Mailo andere Rüden nicht so toll finden
- sie sollte gruppentauglich sein, was aber eh die meisten Galgos sind
- sie sollte Katzenverträglich sein
Ich zeige Adi meine Favoritin, "Rosalie" eine wunderschöne, zierliche, dunkel gestromte Galga. Mir gefallen die dunkel gestromten sehr gut. Es stehen aber noch keine genauen Angaben dabei, wie es zb mit Katzen aussieht, MMK usw.
Also habe ich eine Mail geschrieben und gefragt, ob ich mehr zu ihr erfahren könnte.
Die Antwort: Rosalie ist frisch im Refugio eingezogen und man habe noch keine genauen Angaben, ich könne aber das Adoptionsformular schon mal ausfüllen.
22. November 2018, abends 18.30 Uhr
Gut, ich setzte mich an den Fragebogen und beginne alles auszufüllen. Ganz schön viel wollen die da wissen: Alter, Wohnsituation, Job, ob der Hund mit zur Arbeit kann, ob ein Garten vorhanden ist, wo der Hund schlafen soll, Wunsch an das Tier, was für Tiere bereits im Haus leben, Urlaubssituation usw. Schon echt viel aber gut, was tut man nicht alles. Ich habe ja etwas bedenken, dass wir evtl. eine Absage bekommen, da wir ja bereits 4 Hunde haben.
Ich klicke vorfreudig auf " jetzt Adoption beantragen".
Gefühlt stündlich schaue ich in meinen Posteingang, ob eine Antwort gekommen ist... aber da tut sich nichts...
Mittlerweile sind 2 Tage vergangen und ich habe noch immer nichts gehört. Ja ich bin ein sehr ungeduldiger Mensch :D
25. November 2018, morgens 9.39 Uhr
Mein Handy zeigt eine E-Mail Meldung an, ich ziehe den Balken nach unten und erstarre... Es ist eine Nachricht von der Organisation. Sofort öffne ich die Mail.
Ich werde gefragt, warum ich mich für einen Galgo entschieden habe und ich werde über die Hetzleidenschaft dieser Rasse aufgeklärt und das man etwas aufpassen muss, bei Galgos mit kleinen Hunden.
Ich habe ja angegeben, dass wir 4 Hunde haben und einer davon ist Mailo, unser Chihuahua.
In der Mail stand auch, wie der Hund zu uns kommt, wie hoch die Schutzgebühr ist, das nun erstmal eine Vorkontrolle gemacht werden müsste und sonst noch ein paar Infos.
Natürlich habe ich geantwortet (es wurde eine lange Nachricht) und erklärt, dass der ausgeprägte Jagdtrieb und alles was sonst noch angesprochen wurde, für uns kein Problem sei und das wir mit dem weiteren Vorgehen einverstanden sind.
Es steht auch, dass sie eine Bewilligung vom Vermieter brauchen. Wir wohnen ja im Haus meiner Eltern und ich wollte es ihnen eigentlich noch nicht erzählen, dass jetzt NOCH ein Hund einziehen soll... mist...
26. November 2018, 9.40 Uhr
Ich mache mich auf den Weg, rüber zu meiner Mutter, um ihr das ganze zu beichten und eine Vermieterbestätigung abzuholen :-P Sie ist nicht wirklich erstaunt oder geschockt über meine Nachricht :D Ich habe ihr von den Galgos in Spanien erzählt und ihr Fotos gezeigt.
Sie schreibt mir eine kurze Bestätigung, welche ich gleich an die Organisation senden werde.
1. Dezember 2018, 15.17 Uhr
Endlich wieder eine Nachricht. Wir haben jetzt den Termin zur Vorkontrolle auf den 12.12.2018 16.30 Uhr festgelegt. Oh man, fast 2 Wochen warten aber gleichzeitig bin ich auch mega nervös, ob dann auch alles passt und vor allem ob sich unsere Hunde benehmen. Wir haben ja eigentlich nie Besuch und Mjito und Mailo mögen keine fremden Menschen.
Ich werde mich jetzt noch etwas durch Google und Facebook wühlen und alles lesen, was ich so über Galgos finde.
12. Dezember 2018
Ich bin so aufgeregt, heute findet die Vorkontrolle statt. Ich habe extra Getränke besorgt, um der Dame was anbieten zu können. Da wir wie gesagt eigentlich nie Besuch haben und ich nur Wasser aus dem Hahn trinke, hatte ich auch nichts da...
War jetzt gerade noch auf eine grosse Runde mit den Hunden draussen, damit sie hoffentlich nachher anständig und ruhig sind. Mojito und Mailo hab ich zur Sicherheit in ihr Zimmer "verräumt", nicht das sie sich gleich bellend auf die Dame stürzen, denn das hinterlässt bestimmt nicht so einen guten Eindruck.
Oh Gott, sie kommt. Es ist bereits dunkel, als wir durch den Garten zur Haustüre gehen. Wir gehen rein und werden erstmal freundlich aber stürmisch von Milla und Malaika begrüsst. Ich versuche die zwei zu bändige aber die Dame scheint das nicht zu stören... zum Glück.
Die Dame will das ganze Haus sehen, also führe ich sie einmal durch alle Räume. Ich bin echt so nervös, unglaublich :D
Nun setzen wir uns an den Tisch und ich frage die Dame, ob sie was trinken möchte. "ja, gerne".
Sie holt ein Formular und einen Kugelschreiber raus und wir gehen Frage für Frage durch. Sie schreibt alles genau auf. Sie klärte mich nochmals über die Rasse und ihre Bedürfnisse auf und auch über die Doppelsicherung.
Dann sagt sie mir, dass Roslalie positiv auf Ehrlichiose getestet wurde und nun in Behandlung sei. Ich bin etwas geschockt, das ist doch eine dieser Mittelmeerkrankheiten!?
Mist...Ich erklärte ihr, dass wir mit Milla schon einen chronisch kranken Hund haben und eigentlich nicht bewusst einen kranken Hund adoptieren möchten. Natürlich kann jederzeit etwas kommen... Sie versteht mich und meint, dass sie mir Sarita empfehlen könne, sie wäre bei ihrer Rettung dabei gewesen.
Okay, das muss ich mir jetzt erstmal überlegen und mit Adi besprechen, denn Rosalie hat es mir schon irgendwie angetan.
Ich begleite die Dame zur Türe und frage, ob wir Chancen haben, einen Galgo zu bekommen. Sie meint nur, sie müsse das jetzt im Team besprechen aber es sähe nicht schlecht aus.
Ich gehe in die Küche uns sehe, dass dort unsere leeren Gläser auf der Ablage standen. Ach du sch... wie blöd.. ich habe zwar nachgefragt aber bin irgendwie vor lauter Aufregung nie dazu gekommen, der Dame auch was zu servieren... wie peinlich. Ich muss ihr sofort schreiben und mich entschuldigen.
Heute kann ich darüber lachen :D
Adi kommt von der Arbeit und ich erzähle ihm von Rosalies Erkrankung und wir schauen uns auf der Homepage Sarita an. Eine hell gestromte Hündin mit Weissen Pfoten und weissem Abzeichen am Kopf. Unsere Anforderungen erfüllt sie aber wenn ich ehrlich bin, gefällt mir Rosalie besser. Bei Rosalie ist auch einfach irgendwas da und zu spüren wenn ich das Foto ansehe, was ich bei Saritas Foto nicht so spüre.
Wir entscheiden uns schlussendlich für Sarita. Ich fühle mich etwas schlecht und es tut mir irgendwie voll leid für Rosalie. Ich schliesse eine Medi-Patenschaft ab und bezahle ihre Medikamente. Das ist das mindeste, was ich tun kann.
16. Dezember 2018, 17.38 Uhr
Ping, eine neue Mail ist da.
Ich beginne zu lesen und bei jedem Wort wird mein Lachen im Gesicht grösser.
Wir sitzen gerade mit Adi's Familie im Restaurant und ich kann natürlich nicht warten bis wir zu Hause sind. Ich zeige ihm die Mail und versuche meine Freude zurückzuhalten, denn ich möchte nicht, dass das jetzt gleich jeder erfährt.
Ich schreibe sofort zurück, dass wir uns sehr freuen und Sarita natürlich immer noch sehr gerne adoptieren würden.
24. Dezember 2018, 8.41 Uhr
Gerade kam der Schutzvertrag per mail. Ich solle ihn ausdrucken, unterschreiben und zurück schicken. Ebenfalls soll ich die Schutzgebühr überweisen.
Mach ich natürlich alles sofort, nicht das uns noch jemand Sarita vor der Nase wegschnappt :-P
Weiter unten steht der Transporttermin: 25. Januar 2019
Ich freue mich natürlich riesig aber noch soooo lange warten... Ich hab ja eigentlich gehofft, dass sie mit dem Dezembertransport kommen würde aber das hat man mir vor einigen Tagen schon gesagt, dass das nicht reicht...
Und dann stelle ich mit Schrecken fest, dass am 26. Januar, an dem Tag, an dem der Transporter dann in Frankreich ankommt, die Hochzeit von meinem Cousin stattfindet. Ach herrje aber da gibt es für uns eigentlich nur eine Option. Ich schreibe meinem Cousin und melde uns ab.
21. Januar 2019
Eine Mail mit Tipps zur Eingewöhnung ist gekommen.
Und ich wurde in eine Whatsappgruppe eingeladen, in der es nun regelmässig updates zum Transport geben soll. Die Vorfreude und Aufregung ist natürlich schon lange riesig. Ich zähle die Tage und habe auch bereits alles für die Abholung besorgt.
25. Januar 2019
Mittlerweile haben sich alle Adoptanten in der Gruppe vorgestellt und die Vorfreude ist überall riesig.
Heute Morgen kamen Fotos und die Nachricht, dass der Transporter nun unterwegs sei und alle Tiere an Bord sind.
Immer mal wieder kamen Standortaktualisierungen und sie kamen gut voran.
26. Januar 2019, 1.00 Uhr
Da wir um 3.00Uhr morgens am Treffpunkt in Frankreich (gleich nach der Grenze) sein sollen, heisst es jetzt aufstehen, Hunde kurz in den Garten lassen, alles packen und los. Aber ich bin froh, denn ich konnte eh nicht schlafen. Es ist stockfinster und eisig kalt.
Nach ca. 30min leuchtet eine Warnleuchte von meinem Auto auf...Reifendruck zu niedrig... Mein Herz bleibt stehen und wir fahren die nächste Raststätte raus. Einen Platten oder so was, können wir jetzt echt nicht gebrauchen. Adi steigt aus und schaut sich alle Reifen an. "Alles gut, wir fahren weiter", meint er, als er wieder rein kommt. Natürlich machte das meine Nervosität nun nicht gerade besser. Ich hoffe einfach, dass wirklich nichts ist und wir rechtzeitig dort ankommen.
Pünklich um 3.00 Uhr sind wir dann vor Ort. Allerdings hat der Transporter Verspätung. Also heisst es warten, warten, warten. 1.5h sind vergangen und es ruft jemand, dass der Transporter gerade reinfährt.
Also alle raus und mit etwas Abstand standen nun die Adoptanten im Halbkreis um den Transporter. Wir mussten warten, denn erst werden die Katzenboxen ausgeladen und einzeln an Ihre Adoptanten übergeben.
Es ist soooo kalt und windig. Dazu kommt natürlich noch die Aufregung, ich zittere. Es ist auch noch immer stock dunkel... klar, morgens um 4.30 Uhr Ende Januar.
Endlich wird "Sarita" aufgerufen und wir treten hervor und übergeben dem Team unser mitgebrachtes Sicherheitsgeschirr und die Leinen.
Hundchen wird ausgeladen, Adi nimmt die Unterlagen und ich die Leinen, an deren Ende tatsächlich so ein wunderhübsches, edles Wesen befestigt ist, welches einfach mit uns mit läuft.
Wir gehen direkt zu unserem Auto, laden Sarita (die bei uns Mey heissen wird) in ihre Box und fahren zum Zoll.
Beim Zoll schaue ich kurz durchs Fenster in die Box. Da sitzt es, verängstigt in der hintersten Ecke. unser neues Familienmitglied Mey <3
Mit den Papieren in das Zollgebäude, verzollt und jetzt schnell nach Hause.
Erst mal in den Garten
Es war eine der besten Entscheidungen in unserem Leben, Mey zu adoptieren und ich bin der Dame, welche nun übrigens zur Kollegin wurde und mit der wir uns immer mal wieder auf der Hundewiese treffen, sehr dankbar, dass sie uns Mey vorgeschlagen hat.
Es kam dann zwar alles etwas anders, weil wir nicht mit der extremen Panik vor Menschen gerechnet haben aber für uns und ich denke auch für Mey passte es.
Ja und das wars nun. So in etwa laufen in der Regel die Adoptionen ab.
Und wie das Schicksal so spielt, kam ja Rosalie 1.5h doch noch zu uns <3 Was wir natürlich auch keine Sekunde bereuen. Es musste wohl einfach so sein.
Bei Rosalie war es etwas anders, da sie von einer Pflegestelle in DE kam. Auch waren da alle Grenzen zu wegen Corona, was den ganzen Adoptionsablauf etwas erschwerte.
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