Greyhoundsperre
Was ist das? Was kann man dagegen machen und wie gehe ich damit um, wenn mein Hund betroffen ist?
Ganz vereinfacht kann man die Greyhoundsperre zunächst mit einem überdimensionalen Muskelkater vergleichen. Natürlich sind die chemischen Abläufe im Körper viel komplizierter und der Hund kann an einer Greyhoundsperre auch sterben.
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Es handelt sich also – einfach ausgedrückt – um eine extreme Übersäuerung
– im günstigsten Fall einzelner Muskelstränge
– im schlimmsten Fall der gesamten Muskulatur.
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Es kommen folgende Faktoren zusammen:
– extreme Überbelastung
– meist wärmeres Wetter
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Daraus resultiert:
– Flüssigkeitsverlust
– verringerte Sauerstoffzufuhr in den Zellen
– deutlich zu hohe Laktatausschüttung
– Zerstörung von Muskelzellen
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Das Ganze kann dann führen zu:
– extremer Erschöpfung
– stark beschleunigter Atmung
– Überhitzung des Körpers
– Schmerzempfinden im Rücken und den Hinterläufen
– steifer Gang in den Hinterläufen
– schleifen der Krallen auf dem Boden
– Schmerzanzeige beim Hinlegen oder Aufstehen
Begünstigender Faktorer einer Greyhoundsperre kann unzureichender Trainingszustand sein. Auch Hunde die, die meiste Zeit nicht viel körperliche Aktivität haben und dann ab und an mal in den Freilauf dürfen. Natürlich auch, wenn sie zb entwischen und einem Hasen, Reh etc nachhetzen.
Aber auch die Psyche des Hundes spielen eine Rolle bei der Begünstigung einer Greyhoundsperre. Ein ängstlicher, nervöser oder überdrehter Hund hyperventiliert eher, seine Lakatwerte sind schon vor der muskulären Tätigkeit erhöht.
Auch das Wetter kann ein Auslöser der Greyhoundsperre sein, je wärmer das Wetter und je höher die Luftfeuchtigkeit ist, desto belastender sind muskuläre Anstrengungen für den Organismus des Hundes.
Ein weiterer Faktor ist der antrainierte oder der genetisch vererbte Aufbau der Muskulatur. Häufig haben gerade die Kurzstreckensprinter eine stark ausgeprägte Sprintmuskulatur, aber nur eine wenig ausgeprägte Ausdauermuskulatur. Eine schwach ausgeprägte Ausdauermukulatur kann man trainieren, dies ist aber leider nur im Rahmen des genetisch Vorprogrammierten möglich.
Was passiert da genau?
Die Typ II-Fasern gewinnen ihre Energie unter anaeroben Bedingungen (Glykolyse) unter vermehrter Laktatbildung. Dies erhöht die Gefahr einer Übersäuerung des Organismus, damit einhergehend einem Absinken des pH-Wertes. Der entstehende niedrige pH-Wert behindert die Enzyme in ihrer Funktionalität und zerstört die Zellmembranen. Es kommt zu Störungen in den Stoffwechselvorgängen, die Muskelkontraktilität sinkt und der eintretende Sauerstoffmangel führt zu irreversiblen Störungen der betroffenen Muskelfasern bis zu deren Zerfall.
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Die zerstörten Muskelzellen sowie die Abbauprodukte, die durch die Überlastung entstanden sind, gelangen in den Blutkreislauf und von da in die Niere. Die Niere filtert die zerstörten Zellen und die Abbauprodukte und scheidet diese aus. Je stärker die Überlastung und die Übersäuerung waren, desto mehr hat die Niere daran zu arbeiten. Man erleichtert der Niere das Ausscheiden, in dem man ihr reichlich Spülflüssigkeit, also Wasser, zur Verfügung stellt. Es kann aber in ganz üblen Fällen passieren, dass die Niere völlig überfordert wird. Sie arbeitet auf absoluten Hochtouren, der Körper überhitzt und schließlich geben die Nieren auf - es kommt zum akuten Nierenversagen - und das kann dann tödlich enden.
Das Laktat wird auch über die Leber abgebaut, was mitunter eine leichte Erhöhung der Leberwerte nach sich ziehen kann.
Symptome:
Bei einer leichten Greyhoundsperre merkt man es dem Hund nicht zwingend an. Man kann allerdings mit einem Urinstick schauen, ob Myoglobin im Urin ist.
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Beginnende Anzeichen einer Sperre können steife, staksige Bewegungen, nicht mehr weiter gehen wollen, fiepen und hecheln sein.
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Symptome einer schweren Greyhoundsperre sind rötlich/braunen Urin und hohes Fieber, komplette Bewegungsunfähigkeit, schreien vor Schmerz bei Bewegung, sie können sich direkt einstellen, sich aber auch erst in den folgenden 24-48 Stunden nach der Überbelastung entwickeln.
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Behandlung:
Bei der ganz leichten Form, sollte der Hund VIEL trinken, um die Nieren zu spülen. Am besten Wasser. Falls er nicht trinkt, sollte man ihn dazu animieren, z.B. in dem man ein wenig Nassfutter oder ähnliches ins Wasser mischt.
Auch sollte man schauen, dass sich der Hund bewegt. Also langsames, gleichmässiges gehen an der Leine und zwar für mindestens 30 Minuten.
Zeigt der Hund stärkere Symptome, kann sich nicht mehr bewegen etc. sollte sofort eine Klinik aufgesucht werden und eine Infusion mit Ringerlösung (kein Ringer-Laktat) gegeben werden.
Mögliche Komplikationen:
Es kommt bei jeder schwereren Greyhoundsperre, zu irreversiblen Muskelschäden.
Weit schlimmer können aber die Folgen einer unbehandelten starken Greyhoundsperre sein. Die Nieren schaffen die Ausschleusung von Muskelstoffwechsel-abbauprodukten nicht mehr und letztendlich kann es in einem akuten Nierenversagen mit Todesfolge enden.
Diagnose:
Eine sichere Diagnose kann nur der Tierarzt stellen. Die Veranlagung zur Greyhoundsperre kann durch verschiedene Parameter begünstig werden - einige kann man selbst verändern (Trainingszustand/Ernährung etc.) andere kann man leider nicht beeinflussen.
Der Tierarzt wird dazu bei dem Hund nach einer entsprechenden Belastung mehrere Blutgas- und Harnuntersuchungen machen und kann dann an bestimmten Parametern ablesen, ob es sich um Greyhoundsperre handelt. Bei der Blutgasanalyse ist dies vor allem aus den Werten für HCO3 und BEecf ableitbar (die Werte sind dann vermindert), ebenfalls ist der Blut-ph-Wert unter dem Soll, wenn dann noch Blut (genauer Myoglobin), im Harn ist, ist es recht eindeutig.
Am besten sucht man sich da einen Tierarzt, der sich mit Windhunden auskennt oder am besten einen «Sport-Tierarzt» der auch auf Rennbahnen unterwegs ist und sich somit auch gut mit der Greyhoundsperre auskennt.
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Blut im Urin, Differentialdiagnosen:
Harnwegsentzündung
Prostataerkrankungen beim Rüden
Nieren-/Blasensteine
innere Verletzungen z.B. nach einem Sturz oder Rempler
Beginn der Läufigkeit bei Hündinnen
auch die Verfütterung von Roten Beeten am Vortag kann zu einer Rotfärbung des Urins führen
Diese Ursachen sollten zunächst ausgeschlossen werden, aber es sollte auch immer daran gedacht werden, dass es sich auch um eine Greyhoundsperre handeln könnte, was akut besondere Maßnahmen erfordert und langfristig ein Umdenken im Zusammenleben mit dem Hund bedeuten kann.
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Vorbeugung:
Wichtig ist, dass der Hund genügend Training und auch ausreichend Ausdauertraining hat, damit möglichst viel Ausdauermuskulatur vorhanden ist, aus der Energie geschöpft werden kann.
Auch wichtig ist das Aufwärmen vor einer Belastung. Beim Aufwärmen erhöht sich die Durchblutung und damit wird der Sauerstofftransport verbessert und an den Bedarf angepasst, es bleibt also länger bei der aeroben Energiegewinnung, bei der kein Laktat frei wird.
Genauso wichtig ist ein ausreichendes Auslaufen nach der Belastung, damit ein Teil des Laktats sinnvoll verstoffwechselt werden kann.
Zusammenleben mit solch einem Hund:
Die Veränderungen im Zusammenleben mit dem Hund können die Ernährung und das Training betreffen - aber es kann auch sein, dass der Hund außerdem lebenslang nur noch in Maßen Rennen darf. Das Ziel muss immer sein, dass man den Hund möglichst nur so weit belastet (d.h. ihn rechtzeitig einschränkt, sowohl bei Hundebegegnungen als auch auf der Rennbahn - evtl. sollte er auch gar nicht mehr auf die Bahn), dass möglichst kein Blut im Urin nachzuweisen ist. Dies bedeutet ein langsames Herantasten und viele Urintests - nach unterschiedlicher Belastung und bei den verschiedenen Witterungslagen, um herauszufinden, wie viel Belastung man dem Hund zumuten/erlauben darf, ohne ihm Schaden zuzufügen
Urinsticks bekommt man in der Apotheke oder auch online. Ich verwende Combur 9.